Die Studie untersucht die Auswirkungen der ersten Etappe der Arbeitszeitverkürzung von 45 auf 43 Wochenstunden auf die wöchentlichen Arbeitszeiten und die Wohenlöhne von Arbeitnehmern in der Wiener Industrie. Anhand von detailliertem Zahlenmaterial wird gezeigt, dass die Arbeitszeiten von 1969 auf 1970 in vielen Fällen um weniger als zwei Stunden zurückgegangen sind, weil entweder die Möglichkeit oder die Bereitschaft dazu fehlte. Diese Tatsache hat sich auf die Wochenlöhne entnivellierend ausgewirkt, aber gleichzeitig das Ansteigen des Lohnniveaus im Vergleich zu früheren Jahren gebremst. Da dem Arbeitnehmer nur die Möglichkeit geboten wurde, weniger Wochenstunden bei fast gleichem Wochenlohn zu arbeiten, er jedoch nicht dazu gezwungen wurde, haben manche Arbeiter eben die zusätzliche Freizeit gegen einen höheren Lohn getauscht. In der Mehrzahl der Fälle war 1970 entweder der Lohn oder die Freizeit oder sogar beides größer als 1969.
Erwin Weissel, Jahrgang 1930, ist Professor für Volkswirtschaft und Finanzpolitik an der Universität Wien im Ruhestand und Leiter des Instituts für Gesellschaftspolitik. Zwischen 1969 und 1995 Beisitzer am Kartellgericht in Wien.