"Open Library"

Die AK-Bibliothek Villach wird zur "Offenen Bibliothek".

Offene Bibliothek

Immer mehr öffentliche Bibliotheken öffnen ihre Pforten außerhalb der personalbesetzten Zeit. Auch in Österreich gibt es bereits erste "Open Libraries": Vor Kurzem hat die AK-Bibliothek Villach ihre Testphase als "Offene Bibliothek" abgeschlossen. 

Von Roman Huditsch

 

Spagat zwischen Flexibilität und Personalressourcen

In Zeiten flexibler Arbeitszeitmodelle und stetig wachsender Anforderungen an die Verfügbarkeit von Freizeit- und Kulturangeboten sind natürlich auch öffentliche Bibliotheken gefordert, Öffnungszeiten zu schaffen, die zumindest für eine Mehrheit der (potenziellen) Nutzer:innen passend sind. Doch wie kann dieser Spagat zwischen größtmöglicher Flexibilität auf der einen und bestenfalls stagnierenden personellen Ressourcen auf der anderen Seite funktionieren? Eine mögliche Lösung wird in weiten Teilen der Welt bereits seit vielen Jahren äußerst erfolgreich eingesetzt und hört auf den Namen "Open Library".

Was ist eine "Open Library"? 

Bei diesem Konzept geht es, kurz zusammengefasst, darum, den öffentlichen Raum "Bibliothek“ wieder der Öffentlichkeit eigenverantwortlich zurückzugeben. Der Zugang ist auch außerhalb von personalbesetzten Öffnungszeiten mittels Lesekarte möglich und Medien können selbst über vorhandene Servicegeräte ausgeborgt und retourniert werden. Auch in Österreich gibt es bereits einige wenige Bibliotheken, die dieses System eingeführt haben und erfolgreich betreiben – wie zwei Zweigstellen der Stadt Wien Büchereien oder ein Teil der Stadtbibliothek Salzburg.

AK-Bibliothek Villach als neue "Open Library"

Seit Juni 2024 gehört auch die AK-Bibliothek Villach mit ihren rund 1.300 m² zu diesem kleinen Kreis der "Open Libraries" in Österreich. Nach vielen Vorgesprächen mit den Entscheidungsträgern und möglichen Projektpartnern sowie verschiedenen Konzeptpräsentationen fiel im Jänner 2023 die Entscheidung, die AK-Bibliothek in Villach zu einer "Open Library" um- bzw. auszubauen. Hierfür waren nicht nur einige bauliche Änderungen – wie das Umrüsten von Türen und das Verlegen zahlreicher zusätzlicher Verkabelungen – nötig, sondern es mussten auch Adaptierungen in den täglichen basisbibliothekarischen Arbeiten geplant werden. 

Datenschutz und Sicherheit

Das Thema Datenschutz und Sicherheit hat uns ebenfalls eine lange Zeit beschäftigt, da wir uns dazu entschlossen haben, außerhalb der personalbesetzten Zeiten die Bibliothek und sonstige zugängliche Aufenthaltsräume per Videoaufzeichnung lückenlos zu überwachen. Mit der Firma bibliotheca haben wir dazu auch einen kompetenten technischen Partner gefunden, der uns bei der Realisierung des Projektes tatkräftig unterstützen und uns mit der benötigten Hardware ausstatten konnte. Da wir bereits seit vielen Jahren Selbstverbucher, automatisierte Rückgabestationen sowie RFID-Sicherungen und -Gates verwenden, waren hier keine speziellen Adaptierungen mehr notwendig.

Kommunikation als Herausforderung

So stellte sich im Laufe des Projektes auch heraus, dass sich weniger die technische Umsetzung der "Open Library" als herausfordernd gestaltet, sondern eher die Kommunikation mit den verschiedensten internen und externen Stakeholdern. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um vorhandene Ängste vor möglichem Vandalismus, Diebstählen und sonstigem unangebrachten Verhalten abzubauen. Im Zuge unserer Überlegungen, wie wir den Start unserer "Open Library" am besten und wirkungsvollsten bewerben können, haben wir uns dann dazu entschlossen, den Begriff "Offene Bibliothek" zu verwenden, da er sowohl eingängig als auch selbsterklärend ist.

Gelungener Start

Nun liegen schon ein paar Wochen hinter uns, in denen die "Offene Bibliothek" ihre Pforten für die Leserschaft geöffnet hat und die ersten Erfahrungen sind sehr erfreulich. Bereits am ersten Tag konnten wir in der personallosen Zeit 130 Personen zählen, die die Bibliothek komplett selbstständig genutzt haben. Vandalismus oder sonstige "Unschönheiten" konnten wir bislang noch nicht feststellen – und wir sind auch überzeugt davon, dass das so bleiben wird. Nach einer ersten Testphase, in der wir die Bibliothek an drei Wochentagen bis 20 Uhr geöffnet lassen, möchten wir die Öffnungszeit grundsätzlich von Montag bis Freitag bis 20 Uhr erweitern und später auch den Samstag mit dazu nehmen. Das Feedback unserer Leser:innen zu unserer "Offenen Bibliothek" ist überwältigend! Und wir arbeiten schon mit Hochdruck daran, unsere Zweigstelle in Klagenfurt zu einer "Open Library" umzugestalten.

Foto: AK-Bibliothek Villach (c) Roman Huditsch Fotografie