Österreichische Gefangenenbüchereien

Österreichische Gefangenenbüchereien Alle 28 Justizanstalten haben auch eine Bibliothek.

Bücher hinter Gittern

Von Eisenstadt bis Feldkirch und von Klagenfurt bis Suben: In Österreich gibt es 28 Justizanstalten, darunter allein zehn in Niederösterreich und acht in Oberösterreich.

 

28 Justizanstalten in ganz Österreich

Sieben Strafvollzugsanstalten wurden speziell für Männer eingerichtet, die Freiheitsstrafen von mehr als 18 Monaten abbüßen müssen. Die Strafvollzugsanstalt Schwarzau in Niederösterreich wiederum nimmt ausschließlich Frauen auf und das einzige Jugendgefängnis soll noch 2024 unter dem Namen Münnichplatz an die Justizanstalt Simmering in Wien angeschlossen werden. Dazu kommen vier Anstalten für den Maßnahmenvollzug, 15 gerichtliche Gefangenenhäuser sowie zwölf Außenstellen, die zum Teil als landwirtschaftliche Betriebe geführt sind – beispielsweise in Rottenstein: Die Außenstelle der Justizanstalt Klagenfurt bewirtschaftet nicht nur einen Milchviehbetrieb, sondern hält auch Schweine und Kärntner Brillenschafe.

 

Eine Bücherei pro Justizanstalt

Alle Justizanstalten, so regelt es das Strafgesetzbuch § 59, führen auch eine sogenannte Gefangenenbücherei: "In jeder Anstalt zum Vollzug der Freiheitsstrafen ist eine Bücherei einzurichten, aus der die Strafgefangenen Bücher und Zeitschriften entlehnen können", heißt es dort. Die Bibliotheken werden damit durch die öffentliche Hand aus dem Budget der jeweiligen Justizanstalt finanziert. Ihre Organisation vor Ort erfolgt jedoch ganz unterschiedlich: "Die Justizanstalten haben entweder Freihandbibliotheken auf den Abteilungen oder Entlehnmodelle, die an die Organisationsabläufe der Justizanstalten angepasst sind", erklärt Andrea Moser-Riebniger. Die Ministerialrätin ist Abteilungsleiterin in der Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen im Bundesministerium für Justiz und ergänzt: "Die Administration wird von eingewiesenen oder ausgesuchten Insass:innen erledigt, für die Justizwachebeamt:innen zuständig sind."

 

Lange Tradition

Die Vorgabe zur Einrichtung von Gefangenenbüchereien stammt übrigens noch aus dem Strafvollzugsgesetz des Jahres 1969. "Die Bibliotheken haben in den Justizanstalten eine lange Tradition und eine wesentliche Bedeutung", sagt Andrea Moser-Riebniger: "Die sogenannten Gefangenenbüchereien dienen dem Zweck der erzieherischen Betreuung und Beschäftigung der Strafgefangenen in der Freizeit." Im Strafgesetzbuch steht außerdem noch dieser Passus: "Bei der Ausstattung der Büchereien ist auf den Standard öffentlicher Büchereien Bedacht zu nehmen." Die Gefangenenbüchereien werden daher von Justizwachebeamt:innen geleitet, die teilweise auch die Bibliothekar:innenausbildung in Strobl absolviert haben.

Welche Herausforderungen gibt es?

"Die Herausforderungen, die an die Büchereien der Justizanstalten gestellt werden, haben sich im Laufe der Zeit natürlich immer wieder verändert", erzählt Andrea Moser-Riebniger vom Bundesministerium für Justiz. Die Gefangenenbüchereien müssen ihr Angebot daher laufend den gesellschaftspolitischen Veränderungen anpassen und ermöglichen beispielsweise fremdsprachige Angebote. Eines ist Andrea Moser-Riegniger wichtig zu erwähnen: „Es ist für die Entwicklung der Insass:innen von Bedeutung, Bücher zu aktuellen Themen – wie beispielsweise Klimaveränderungen oder Nachhaltigkeitsthemen – zur Verfügung zu stellen. Aber auch spezifische Zielgruppenangebote, zum Beispiel spezielle Angebote für Frauen oder für Jugendliche – wie Comics – sind hier stets zu berücksichtigen.“ Bibliotheksarbeit in Justizanstalten ist damit in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung.

 

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Foto: Bibliothek der Justizanstalt Korneuburg (c) Daniel Schalhas – inShot GmbH